Tü-Tü UND ZACK-ZACK - LIVE-LESUNG: DIE FAST VERGESSENEN KARRIEREN VON WILHELM BENDOW UND HUBERT VON MEYERINCK
„Ja wo laufen Sie denn? Wo laufen sie denn hin?“ Der Rennbahndialog ist durch Loriots Knollenmännchen weltberühmt geworden. Die Urfassung des Sketches, Rennbahngespräche, war 1926 von Wilhelm Bendow und dem Komiker Paul Morgan auf Schellackplatte aufgenommen worden.
Der wunderbare Abend führt in die bewegten Karrieren zweier zu Unrecht fast vergessener Künstler und zeichnet ein Bild der reichhaltigen Kulturlandschaft der liberalen Weimarer Republik und ihrer Bedrohung, später auch ihres Untergangs durch die Machtübernahme einer Ideologie. Viel Spaß beim Entdecken und Wiederentdecken einer spannenden Zeit!
Der eine, Wilhelm Bendow, galt als Galionsfigur des Spiels mit den Geschlechterrollen; der andere, Hubert von Meyerinck, war mit seinen zahllosen Nebenrollen auf der Bühne, im Film und im Fernsehen ein König der zweiten Reihe. Beide lernten das Handwerk der Schauspielkunst bei Max Reinhardt und bewährten sich im Theater und im Kabarett, in der Operette und auf der Leinwand. Beide standen auf denselben Bühnen, zuweilen auch gemeinsam. Beide waren wegen ihres Humors, ihrer Komik, ihren Persiflagen und ihrem Witz, aber auch ihrer unbestrittenen Professionalität Lieblinge des Publikums und haben im kulturellen Trubel der 1920er Jahre (und auch später) mehr als nur verwehte Spuren hinterlassen. Obwohl sie nie Stars heutiger Prägung waren, haben auch sie ihrer Zeit ihren Stempel aufgedrückt. Beide können als queere Ikonen gelten, obwohl sie unterschiedlich offen mit ihrer sexuellen Orientierung umgingen – zu einer Zeit, in der Strafe oder sogar das KZ drohte. Beide sind so viel mehr als nur ein traniges „Aaaach, ist der Rasen schön grün“ oder ein preußisch-markantes „Zack-Zack“.
D 2025
o. A.
120 Min.
R Matthias Gerschwitz | B Matthias Gerschwitz | D Matthias Gerschwitz | BE